Gesine Berendson – Autorin
Warum habe ich acht Jahre geschrieben? Am Anfang trieb mich die Neugierde, einen alten Koffer zu untersuchen und jeden einzelnen Brief, den sich Grit und Hans-Gerbert geschrieben hatten, zu lesen. Sie gaben mir einen Einblick in ihre Welt.
Schon als Kind konnte ich von den Geschichten der Erwachsenen über Krieg, Gefangenschaft, Flucht, und Entbehrungen nie genug bekommen. Alle Berichte über tatsächlich Erlebtes erschienen mir spannender als Märchen. Das Sammeln und Aufspüren von Vergangenem ließ mich nie mehr los. Dies führte zum Studium der Sozialwissenschaften. Leidenschaftlich ging ich der Frage nach, wie das Zeitgeschehen Menschen beeinflusst und verändert und wie sich dieses auf die folgende Generationen auswirkt.
Ich begann immer tiefer zu forschen, weil die gefundenen Briefe viele Fragen offen ließen. Ich begab mich auf Reisen von Hamburg bis in die Eifel und suchte in Archiven, Heimatmuseen, Bibliotheken und Gedenkstätten und lernte Menschen kennen, die sich erinnern wollten und konnten. Das Narrativ über Kriegsende und Nachkriegszeit bekam für mich Risse, weil die Geschichte in Schichten über sehr unterschiedliches Erleben Auskunft gibt und es mir am Ende schwer fiel, die Deutschen als eine Einheit in der Nachkriegszeit zu betrachten.
Ich habe mich bei meinen Recherchen in die Menschen hineingefühlt und bin ihnen nahe gekommen, so dass am Ende ein Roman entstand.
Nachrichten aus einem vergessenen Koffer